Als ich vor einigen Jahren auf der Suche nach einer neuen Kamera war, fokussierten sich schnell zwei für mich heraus: die Eva1 von Panasonic oder dei FS7 von Sony. Nach längeren Überlegungen entschied ich mich für die Eva1, doch warum? Neben der Möglichkeit zur internen Aufzeichnung von 4K in 10bit / 4:2:2 sind der kompakte Formfaktor, 14 Blenden Dynamikumfang, der 5,7K Super 35mm-Sensor (Auflösung 5720 x 3016) und der EF-Mount für mich entscheidend gewesen. Hinzu kam, dass seit der Firmware 2.0 auch 5.7K RAW via 6G SID augegeben werden kann. Die RAW-Ausgabe erfolgt in folgenden Auflösungen und Framerates:

  • 5.7K RAW bis zu 30 Bilder pro Sekunde
  • CROP 4K RAW 30 Bilder pro Sekunde
  • CROP 2K RAW bis zu 120 Bilder pro Sekunde

Dies, der Canon EF-Mount und die Möglichkeit auf “normale” SD-Karten (welche wesentlich günstiger als CFast sind) aufnehmen zu können, waren für mich die ausschlaggebenden Punkte zum Kauf der Eva1.

Hier folgt ein kleiner Einblick in meinen Workflow mit B-RAW-Footage, aufgenommen mit der Eva1, dem Video Assist 12g 5″ und der Bearbeitung in Premiere Pro.

Blackmagic Video Assist & Eva1

Vorweg erstmal ein paar Testaufnahmen. Diese wurden zu gunsten des Speicherbedarfs in 4K-RAW Q5 mit 50p DCI aufgenommen. Zum Einsatz kam hier der Video Assist 12G von Blackmagic Design in der 5 Zoll Ausführung. Mit diesen Einstellungen passen immerhin ca. 73 min Filmmaterial auf eine 256 GB Speicherkarte. Je nach Einstellung variiert die Aufnahmezeiten, eine Tabelle dazu ist weiter unten zu finden. Die Ausgabe des RAW-Signals erfolgt via SDI und immer in V-LOG, unabhängig von der Auflösungseinstellung der Eva1.

Hauptsächlich kam als Linse das 24-70mm F2.8 von Tamron zum Einsatz. Lediglich das letzte Bild wurde mit dem AstrHori 18mm F13 aufgenommen. Die nachfolgenden Aufnahmen sind mit Adobe Premiere Pro bearbeitet worden – dazu später mehr.

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Blackmagic RAW – Codec & Footage-Import

Weder der VLC-Player noch Adobe Premiere Pro können das B-RAW-Footage vom Video Assist abspielen. Auch das in der Windows-Welt bekannte K-Lite Mega Codec Pack, welches viele Codecs zum Abspielen und Kodieren von Videos mitliefert, kann den B-RAW-Codec von Blackmagic nicht verarbeiten. Zum Sichten des Footages wird der Blackmagic RAW Player benötigt, welcher auch die notwendigen Codecs für Adobe Premiere Pro mitinstalliert. Nach der Installation kann das Footage entweder über den RAW-Player gesichtet werden, oder in Premiere importiert, dort gesichtet oder bearbeitet werden.

Farbkorrektur & Color Grading in Premiere Pro

Ist der Codec installiert und das Footage erfolgreich importiert, kann eine Sequenz angelegt werden. Im Clip-Untermenü (Effekteinstellungen –> Quelle) kann mit den Anpassungen des Footages / der ersten Farbkorrektur begonnen werden. Anders als bei der Bearbeitung von Log-Footage wird hier händisch vorgegangen. Ein Vorteil bei der Bearbeitung im Clip-Untermenü: die Anpassungen müssen pro Datei, also pro Clip nur einmal gemacht werden und gelten global für das Projekt. Egal wo z.B. der Clip “Dateiname_003.braw” zerstückelt in der Timeline liegt, eine Änderung, die im Clip-Untermenü an z.B. einem Schnittbild der Datei gemacht wird, wirkt sich auf die gesamte Datei aus.

Je nach Auswahl der Einstellung “Kamera-Metadaten” oder “Clip-Einstellung” können im Clip-Untermenü der Weißabgleich, Farbräume, Belichtung, Farbtemperatur und Tönung angepasst werden. Hier können grundlegende Anpassungen / die Farbkorrektur vorgenommen werden.

Die Einstellungen für B-RAW in Premiere Pro sind unter „Effekteinstellungen“„Quelle · Dateiname“„Blackmagic RAW“„Decode Using“ zu finden. Hier kann der Modus von „Camera Metadata“ auf „Clip“ umgestellt und individuelle Anpassungen vorgenommen werden.

Nachdem das Footage in den richtigen Farbraum gebracht und eine rudimentäre Farbkorrektur durchgeführt wurde, kam nun das Color Grading. Hierzu wurde eine Einstellungsebene über die gesammte Timeline gelegt. Hierduch geht man sicher, dass das Color Grading nach der Farbkorrektur angewendet wird. So stehen auch für eine nachträgliche Farbkorrektur alle RAW-Daten ohne Verlust durch LUTs beim Grading zur Verfügung. Auf der Einstellungsebene wurde das finale Color Grading mit Hilfe des (kostenpflichtigen) Plug-in´s “MAGIC BULLET LOOKS” von Maxon (ehemals Red Giant) vorgenommen.

Große Datenmengen & Export

Ja, RAW-Dateien bzw. B-RAW-Dateien sind groß, sehr groß. Es gibt jedoch eine Reihe von Einstellungsmöglichkeiten. Diese bieten verschiedene Komprimierungswerte und damit auch unterschiedliche Dateigrößen an. Hier findet ihr eine Tabelle dazu.

Bei der Aufnahme des oben eingebetteten Videos, wurde sich für “Constant Quality Q5” entschieden, um das Footage bzw. die Dateigrößen überschaubar zu halten. Neben der Qualität, den Anpassungsmöglichkeiten und der Auflösung, die durch den Workflow ermöglicht werden, ist die Renderzeit ein weiterer Vorteil. Die Dateien werden nicht in kleine Container wie MP4 oder MOV gepresst, so muss der PC bei der Bearbeitung auch nicht so viel “Entpacken” und hat weniger zu errechnen.

Es mag auf Anhieb nicht logisch klingen, aber ja: die Größe einer Datei hat nicht zwingend Einfluss auf die (Render/Schnitt-) Geschwindigkeit des PC. Das ist nebenbei gesagt auch der Grund, warum Proxy-Files oft größer als das Original sind, wenn die Auflösung beibehalten wird. Dennoch können Schnittprogramme mit den großen Dateien schneller und flüssiger arbeiten, da die Dateien unkomprimiert auf der Festplatte zur Verfügung stehen.

Für mich kann ich abschließend sagen: ob ich in B-RAW aufnehme ist produktionsabhängig! Produziere ich einen hochwertigen Imagefilm in 4K, der auch im Kino laufen soll und möchte viel Spielraum in der Bearbeitung haben, dann kommt ein Dreh in B-RAW auf jeden Fall in Frage. Davon abhängig ist aber auch das Budget der Produktion. Habt ihr mehrere Stunden oder gar Drehtage vor euch, kosten die Festplatten für diese Menge an Daten schnell mehrere hundert Euro (ganz zu schweigen von den Backups…). Plant solche Kosten in der Vorproduktion auf jeden Fall mit ein.

Social-Media-Videos (SOM-Videos) in 4:5 oder 9×16? Für solche Produktionen würde ich von B-RAW Abstand nehmen. Oft müssen solche Videos schnell fertiggestellt werden und haben nicht so ein hohes Budget. Hier kann die Zeit für das Kopieren des Footages und Speicherkosten eingespart werden. SOM-Videos sind oft kurz und je nach Projekt in kurzer Zeit exportiert, der Vorteil des schnelleren Renderns eines Projekts macht sich hier also meist nicht bemerkbar.

Der Kauf der Eva1 ist für mich rückblickend die richtige Entscheidung gewesen. Die Möglichkeit in 5,6K RAW aufzeichnen zu können, ist für hochwertige Film- und Videoproduktionen ein unglaublich tolles Feature.


Armin Müller

Videograf und Mediengestalter aus Berlin. Schon viele Jahre in der Film- und Medienbranche tätig. Seit 2019 als Freelancer für zahlreiche Unternehmen, Agenturen, NGOs, Vereine, und Privatpersonen unterwegs.

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